Kleine Diamanten in der Weinflasche… keine echten, aber echte Qualität.

Viele denken Weinstein sei ein Zeichen für schlechte Qualität und sogar gesundheitsgefährdend!

Wir räumen mit diesem weit verbreiteten Irrglauben auf, erklären dir, warum das nicht stimmen kann und wie du Weinstein auch noch zum nützlichen Helfer in der Küche umfunktionieren kannst.

Das Wichtigste nochmal vorweg: Die kleinen Weindiamanten, Weinsterne oder auch Weinstein, sind weder gesundheitsgefährdend noch beeinträchtigen sie den Genuss des Weines. Weinstein ist vielmehr ein natürliches Produkt der Reaktion von Weinsäure mit Mineralien. Außerdem setzen wir keine chemischen Stoffe dazu, um den vermeintlichen Schönheitsfehler zu korrigieren.

Wir halten es sogar für ein Qualitätsmerkmal, denn: Weinstein ist ein Zeichen für einen hohen Mineralgehalt der Trauben! Das bedeutet, dass die Trauben entsprechend lange Zeit hatten zu reifen, denn nur so nehmen sie die Mineralien des Bodens auf und entwickeln einen höheren Fruchtsäuregehalt.

Wie man Weinkristalle züchtet

Die Temperatur bei der Gärung spielt eine wichtige Rolle. Weinstein fällt erst bei geringeren Temperaturen aus, wird also erst bei den kühlen Graden im Weinkeller sichtbar. Viele Winzer kühlen den Wein im Fass oder Tank auf circa 5° herunter, sodass der Großteil des Weinsteins schon ausfällen kann und sich nach der Abfüllung nicht mehr oder nur geringe Mengen in der Flasche bilden. Wird der Wein jung abgefüllt, bildet sich auch Weinstein in der Flasche.

Weinstein ist das Salz der Weinsäure. Die Weinsäure geht eine Verbindung mit dem Salz ein. In diesem Fall ist das Salz Kalium oder Kalzium und dieses reagiert mit der Weinsäure zu Kaliumhydrogentartrat bzw. zu Kalziumtartrat und fällt als kleine kristalline Flocke zu Boden. Ein bisschen, wie beim Kristalle züchten in der Grundschule 😉

Anders als Viele denken, ist Weinstein also kein Anzeichen für das Alter des Weines. Was sich jedoch mit zunehmendem Alter des Weines verändern kann, ist die Größe der Weinkristalle, da sich die kleinen Kristalle bei längerer Lagerung zu größeren Kristallen verbinden.

Weinkennerfact: Die Kristalle nehmen die Farbe des jeweiligen Weines an: In Rotwein findest du also rötliche Kristalle und im Weißwein weiße.

So knirscht es nicht zwischen den Zähnen

Mit dem bisherigen Wissen kannst du bei der nächsten Party auf jeden Fall schon ein bisschen angeben. Wie aber verhinderst du, dass sich nicht nur Weinbanausen Zähne knirschend wegdrehen, sondern, dass auch bei dir Sand ins Getriebe gerät.

Das ist so einfach wie auch logisch. Du kannst den Wein in einen Dekanter umfüllen, da aufgrund der Form auch beim Ausschenken kein Weinstein ins Glas gerät.

Wenn du aus der Flasche umfüllst, halte sie vor dem Öffnen gegen Licht, um nachzusehen, ob sich Weinkristalle gebildet haben. Sollte dies der Fall sein, stelle die Flasche auf, bis sich der Weinstein am Boden abgesetzt hat. Gieße den Wein, vor allem aber den letzten Schluck sehr langsam aus. So hast du keinen Biss im Wein.

Aber auch das Mittrinken ist nicht gefährlich und auch nicht so unangenehm. Weinstein fühlt sich ein bisschen an, wie krümeliger Kandiszucker und schmeckt säuerlich.

Diamonds are a cakes best friend

Weinstein enthält keinen Alkohol und kann so ohne Bedenken auch zum Backen eingesetzt werden.

Weinsteinbackpulver habe ich selbst schon einige Male zum Backen eingekauft und erst beim Schreiben dieses Artikels wurde mir bewusst, dass es sich hierbei um ein Nebenprodukt in der Weinherstellung handelt. Im Mischverhältnis 2:1 mit Natron eignet sich Weinstein als Backtriebmittel.

Das Schlagen von Eischnee ist eine Wissenschaft für sich und nur allzu oft misslungen. Mit der Zugabe von etwas Weinstein wird der Eischnee stabilisiert und behält seine hübsche wolkige Form, ähnlich bleibt geschlagene Sahne mit Weinstein in Form.

Wenn du Zuckersirup herstellst, kannst du verhindern, dass dieser auskristallisiert, außerdem kannst du mit etwas zugesetztem Kaliumchlorid Weinstein als natriumarmes Speisesalz einsetzen.

Auch die Pharmazie hat die kleinen Weinkristalle für sich entdeckt, vor allem als Abführmittel. Aber keine Sorge: für eine abführende Wirkung benötigst du sehr große Mengen und bekanntlich macht ja die Dosis das Gift.

Beim Backen ist die Messerspitze Weinstein also absolut unbedenklich.

Das Ende vom Lied

Was auf den ersten Blick als störendes Beiwerk zum Wein serviert wird, stellt sich auf den zweiten Blick durchaus als Qualitätsmerkmal heraus und kann sehr gut in der Küche weiterverwendet werden. Auch in unseren Weinen wirst du das ein oder andere Mal auf die Weindiamanten stoßen. Das liegt an der hohen Mineralienkonzentration des vulkanischen Gesteins des Drachenfels und auch daran, dass wir keine zusätzlichen Chemikalien hinzufügen, die die Entstehung von Weinstein verhindern, denn nur so bleibt der unverkennbare fruchtig spritzige Genuss unserer Weine erhalten. Überzeug dich selbst.